Hochschule Reutlingen
01.10.2021

Vom Underdog zum Spitzenreiter

50 Jahre BWL an der Hochschule Reutlingen

Von Sven Rottner

Mit dem 1. Oktober 2021 feiert die Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Reutlingen ihr 50-jähriges Jubiläum unter dem Dach der international bekannten Fakultät ESB Business School. Wichtigste Leitplanke der Entwicklung war stets die internationale Ausrichtung: Mit internationalen Doppelabschlüssen, komplett englischsprachigen Programmen und Studierenden aus aller Welt war die ESB Business School Vorreiter in Deutschland. Heute ist sie aus der Hochschullandschaft nicht mehr wegzudenken.

Beim Schlagwort „Betriebswirtschaftslehre in Reutlingen“ denken heute viele an Internationalität, Praxisnähe und exzellente Rankingergebnisse. Die Marke ESB Business School ist über nationale Grenzen hinaus bekannt und anerkannt – seit zwei Jahren sogar akkreditiert durch AACSB, der weltweit größten Akkreditierungsorganisation. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, bedenkt man die schwierigen Umstände, unter denen die Reutlinger Betriebswirtschaft ihren Anfang nahm.

Schwierige Startbedingungen

Als die Studiengänge Außenwirtschaft und Fertigungswirtschaft im Oktober 1971 den Vorlesungsbetrieb aufnahmen, befand sich der noch junge Fachbereich für Betriebswirtschaftslehre in einer schwierigen Situation. Umringt von namhaften Konkurrenten wie Mannheim und Pforzheim starteten Prof. Siegfried Höwelmann, Prof. Dr. Werner Bantleon und Prof. Dr. Rudolf Krause mit 33 - ausschließlich männlichen - Studierenden in sehr beengten Verhältnissen. Das spartanisch eingerichtete „Schwarzwaldhaus“ in der Urbanstraße diente ihnen zunächst als einziger Unterschlupf für Vorlesungen, Seminare und Studienorganisation.

Die Stoßrichtung, die der neue Fachbereich nehmen sollte, war schnell klar: Die Gründerväter der Reutlinger Betriebswirtschaft wollten die Studierenden besonders gut auf Karrieren im internationalen Umfeld vorbereiten. Früh wurden daher ausländische Kolleginnen und Kollegen an die Hochschule berufen und einige Jahre später ein verpflichtendes Auslandspraxissemester in den Studienplan integriert.

Das Europäische Studienprogramm für Betriebswirtschaft

Mit dem Europäischen Studienprogramm für Betriebswirtschaft (ESB) startete im Frühjahr 1979 das erste vollintegrierte Doppelabschlussprogramm Europas. Trotz herausfordernder Startbedingungen gelang es dem noch recht kleinen Fachbereich, von Anfang an namhafte Partnerhochschulen von sich zu überzeugen: die École Supérieure de Commerce de Reims, die Middlesex University in London sowie wenige Jahre später die Universidad Pontificia de Comillas (ICADE) in Madrid.

In dem damals einzigartigen Programm verbrachten die Studierenden eine Hälfte des Studiums in Reutlingen und die andere an einer der ausländischen Partnerhochschulen. Das Netzwerk aus Partnerhochschulen wurde von allen betriebswirtschaftlichen Fachbereichen seitdem stetig erweitert und umfasst heute mehr als 120 Institutionen weltweit.

Aufgrund dieses rasanten Ausbaus der Reutlinger Betriebswirtschaft ging den Professorinnen und Professoren sowie Studierenden schon bald der Platz aus. Die Erfolgsgeschichte des Fachbereichs setzte sich daher bereits ab Mitte der 1970er-Jahre am heutigen Standort auf dem Hohbuch fort.

Spitzenpositionen für die Reutlinger BWL

Auch mit fest integrierten Unternehmensexkursionen und Planspielen hob sich die Betriebswirtschaft an der Hochschule Reutlingen von Anfang an vom damaligen Standard ab. Den Draht zur Praxis pflegte der Fachbereich auch durch ein spezielles Angebot für Beschäftigte sämtlicher Branchen: An der 1984 gegründeten Exportakademie konnten sich die Beschäftigten berufsbegleitend oder durch ein Aufbaustudium fortbilden. Diesem Vorreiter der heutigen MBA-Studiengänge gelang es, innerhalb von zehn Jahren ganze 32 Auslandskooperationen zu initiieren.

Ihre internationale Ausrichtung baute die Betriebswirtschaft in den Folgejahren stetig aus. Anfang der 1990er-Jahre benannte sich die Fakultät Außenwirtschaft in School of International Business (SIB) um und sprach bereits wenige Jahre später mit dem komplett englischsprachigen Studiengang International Business besonders Studierende aus dem Ausland an. Die drei Fakultäten SIB, ESB und Produktionsmanagement (vormals Fertigungswirtschaft) fusionierten 2008 schließlich zur Fakultät ESB Business School.

Prof. Dr. Christoph Binder, Dekan der ESB Business School, fasst die Geschichte der Reutlinger Betriebswirtschaft so zusammen: „Die Saat, die vor 50 Jahren gesetzt wurde, ist voll aufgegangen. Was vor vielen Jahren mit einer Handvoll Studierenden und einem überschaubaren Kollegium begann, gehört heute zur Spitzengruppe nationaler und internationaler betriebswirtschaftlicher Fakultäten. Mit dieser Erfolgsgeschichte im Rücken sind wir bereit und gut gerüstet für die nächsten 50 Jahre.“